Sonntag | 6. Oktober 2024
 
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Fußball | Wie will der ASV Mettmann den Klassenerhalt erreichen?

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Wie jedes Jahr gibt es ein Interview mit Trainer Daniele Varveri. Sieben Punkte beträgt die Hypothek. Neben drei Neuverpflichtungen gibt es noch Optimismus zu vermelden.

Der ASV findet sich mit dem Abstieg ab / Foto TME

Fast schon traditionell starten wir die Wintervorbereitung in einem Interview mit Daniele Varveri, dem Trainer des ASV Mettmann. Nach dem souveränen Aufstieg hängen die Kreisstädter tief im Abstiegskampf und holten aus 21 Spielen lediglich 15 Punkte.

 

TME: Hallo Daniele, wie war bisher die Zeit nach dem letzten Spiel?

 

Daniele: Nach dem letzten Spiel in Monheim hatten wir noch einmal richtig etwas zu knabbern gehabt. Das war nochmal ein richtiger Rückschlag. Ich hatte etwas Glück, dass ich in der Woche danach bei einem Umzug geholfen hatte und dadurch schnell Ablenkung hatte.

 

TME: Sieben Punkte beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer. Hättest du dir ausgemalt, dass die Hinrunde so schlecht laufen könnte?

 

Daniele: Nein, das hat niemand bei uns geglaubt. Jeder wusste, dass es nicht leicht wird. Wie viele Spiele gelaufen sind, war dann sehr unglücklich. So haben wir bestimmt sechs, sieben Punkte abgegeben, das haben wir uns ganz anders vorgestellt.

 

TME: Was sind die Hauptgründe, dass man so schleppend in die Saison fand?

 

Daniele: Zum einen, weil wir viele junge Spieler in die Mannschaft integriert haben, dadurch mussten wir viel Lehrgeld bezahlen. Durch interne Quälereien haben wir selbst für viel Unruhe gesorgt, was uns oft eine ruhige Vorbereitung auf die Spiele gekostet hat. Da haben wir uns oft selbst im Weg gestanden.

 

TME: Ein Leser fragte im November einmal, ob der Trainer noch die Kabine hat. Wie schätzt du die Situation ein? Zwei, dreimal hatest du ja auch geäußert, dass jeder gemacht hat was er wollte und die taktischen Vorgaben teilweise ignoriert wurden.

 

Daniele: Ob die Vorgaben bewusst ignoriert wurden, weiß ich nicht. Aber es war nicht einfach. Wir hatten einige Gespräche geführt und sind dann zum Entschluss gekommen, dass wir so weitermachen. Da hätte ich auch eigene Konsequenzen ziehen müssen. Es geht hier um den ASV und nicht um mich oder Individuen.

 

TME: War die überragende Pokalrunde letzte Saison vielleicht doch ein zu großes Problem für die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten?

 

Daniele: Wir haben die Liga schon unterschätzt. Wir haben in den letzten Jahren viele Spiele in der Landesliga beobachtet, da war die Qualität in der Regel eher bescheiden. Wir dachten, dass dann zwei, drei Verstärkungen ausreichen würden. Als dann die Gruppeneinteilung kam, hat uns schon der Atem gestockt. Wir haben die Situation aus den Vorjahren unterschätzt und uns nach den eigenen Darbietungen in der Bezirksliga überschätzt. Dazu haben wir auch einige Säulen im Sommer verloren. Die wollten wir mit neuen Spielern ersetzen, das hat aber bisher nicht so geklappt wie wir uns das vorgestellt haben.

 

TME: Welchen Vorteil haben die anderen Mannschaften gegenüber Mettmann in der Hinrunde gehabt?

 

Daniele: Wir haben gegen Mannschaften gespielt, die diese Liga schon lange gewohnt sind. Wir mussten uns an das neue Niveau anpassen, was uns meiner Meinung nach aber eigentlich gelungen ist. Es ist dann oft die fehlende Erfahrung in den entscheidenden Momenten, die uns Punkte kostet.

 

TME: Grob überschlagen müssen mindestens 30 Punkte geholt werden, das wären zehn Siege in siebzehn Spielen. Wie realistisch schätzt du die Möglichkeit zum Klassenerhalt ein?

 

Daniele: Wir müssen uns bewusst sein, dass die Wahrscheinlichkeit des Abstiegs größer ist als die des Klassenerhalts. Aber das schöne am Fußball ist, dass Wahrscheinlichkeit keine Gewissheit ist. Es ist eine Mammutaufgabe. Wir haben gesehen, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen.

 

TME: Von 21 Spielen wurden vierzehn Stück verloren. Wie würdest du die Niederlagen aufteilen zwischen „verloren, weil der Gegner zu stark war“, „verloren, weil selbst zu wenig ins Spiel investiert“ und „verloren aufgrund eigenem Unvermögen oder Pech“ aufteilen?

 

Daniele: Dass der Gegner zu stark war, würde ich vielleicht auf zwei oder drei Spiele beschränken. Zum Beispiel Holzheim oder Kapellen-Erft. Wir haben viel hergeschenkt, weil wir zu passiv waren und oft zu spät aufgewacht sind. Zwischen Unvermögen und fehlender Initiative würde ich das einmal je zur Hälfte aufteilen.

 

TME: Auf dem Transfermarkt habt ihr noch dreifach zugeschlagen. Mit Björn Kluft wurde ein namhafter Spieler verpflichtet, mit Musa Sagkulak und Cagri Karakus kommen zwei Spieler von einem Ligakonkurrenten. Wird sich die taktische Spielweise verändern?

 

Daniele: Wir sind uns noch mit einem Torwart einig geworden, das geben wir die Tage offiziell bekannt. Mustafa Yilmaz haben wir wieder im Kader aufgenommen, er hatte sich entschuldigt. Das war es soweit. Wir müssen mehr ins eigene Offensivspiel investieren und forscher agieren. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und haben keine Zeit mehr. Wir müssen die Spiele komplett anders angehen.

 

TME: In wie weit plant man auch schon zweigleisig für die nächste Saison?

 

Daniele: Das glaubst du jetzt wahrscheinlich nicht, aber damit haben wir uns noch gar nicht beschäftigt. Gespräche über die nächste Saison haben noch gar nicht stattgefunden. Ich habe tatsächlich nicht das Gefühl, dass sich mit der Bezirksliga beschäftigt wird, weil wir vom Klassenerhalt überzeugt sind. Wir müssen dann schauen, wie die ersten Spiele laufen. Natürlich muss man sich aber dann auch zweigleisig Gedanken machen, gerade wenn wir schlecht starten.

 

TME: Wie sieht es um deine persönliche Zukunft hier aus? Gab es schon Gespräche, auch für den Abstiegsfall?

 

Daniele: Wir haben noch gar keine Gespräche dazu geführt. Wir denken erstmal an den Rückrundenstart. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, das will ich aber erst mit dem Vorstand in Ruhe besprechen.

 

TME: Wie siehst du den Verein für die Zukunft aufgestellt?

 

Daniele: Ich sehe den Verein da eigentlich ganz ordentlich aufgestellt. Wir haben gute Rahmenbedingungen, eine gute Infrastruktur und einige engagierte Leute hier. Den Spielern wird auch abseits des Platzes geholfen. Da dürfen wir eigentlich nicht nach einem Jahr wieder runter in die Bezirksliga. Nur im Punkt Jugendbereich sehe ich starken Handlungsbedarf. Der Neuaufbau ist dann aber ein Prozess, der sechs, sieben Jahre dauert.

 

TME: In wie fern spürt man die Entwicklung des FC Mettmann 08 hier im Nacken?

 

Daniele: Mich freut es, wenn hier eine gesunde Rivalität herrscht und auch einen Aufstieg des FC Mettmann würde ich begrüßen. Aktuell sind aber zwei Ligen dazwischen. Das ist viel Luft, deswegen sehe ich da keine direkte Konkurrenz.

 

TME: Wo siehst du hier Baustellen, die kurzfristig am dringendsten behoben werden müssen?

 

Daniele: Das dreht sich dann am ehesten um den Sportplatz. Der Platz an sich wird immer schlechter, das Flutlicht ist sehr dunkel und die Kabinensituation ist alles andere als optimal. Das ist aber eher Wunsch als Kritik. Es wäre schön, wenn die Stadt den Vereinen dabei mehr unter die Arme greifen würde, auch für die Wertschätzung. Dinge wie richtig gespannte Tornetze oder Sitzschalen auf der Tribüne wären wünschenswert. Ansonsten würde ich mir wünschen, dass mehr die Kräfte gebündelt werden anstatt dass hier am Sportplatz oftmals gegeneinander gearbeitet wird. Hierbei sage ich aber auch, dass wir da nicht unbedingt Unschuldslämmer sind. Aber mehr Zusammenarbeit wäre schön.

 

TME: Was gibt es ansonsten noch abschließend zu sagen?

 

Daniele: Was soll ich sagen? Ich betone noch einmal, dass wir alles versuchen werden, um den Klassenerhalt zu realisieren. Wir haben bisher zu viele Kräfte verschenkt. In jedem Spiel geht es jetzt um alles. Wir wollen nicht nach nur einem Jahr wieder in die Bezirksliga runter. Ich habe den Appell vor allem an die Mannschaft, dass wir alle an einem Strang ziehen und sich alle als Einheit identifizieren!

 

TME: Okay Trainer, dann danke für deine Zeit!

 

 

 

Vier Testspiele waren bereits witterungsbedingt ausgefallen. Mit dem 5:2 (5:0) beim SV Hösel und dem 1:1 gegen die SG Schönebeck wurden zwei Testspiele zuletzt bestritten. Vor dem Rückrundenstart gegen den 1. FC Viersen (18. Februar) gibt es noch Vorbereitungsspiele bei der SG Benrath-Hassels (30. Januar), gegen den ESC Rellinghausen (3. Februar) und beim VfB Frohnhausen (11. Februar).


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