Freitag | 19. April 2024
 
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HHG-Lehrer schreibt emotionalen Text über den „wahren Wochenplan“

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Jörg Feldmeier unterrichtet am Heinrich-Heine-Gymnasium. Er hat sich an die Schüler gewendet und appelliert: "Nutzen wir die Gelegenheit doch alle, um im Kreise der engsten Familie näher zusammenzurücken, uns einander zu helfen und die Menschlichkeit wieder mehr in den Vordergrund zu stellen."

Das Heinrich-Heine-Gymnasium. Archivfoto: TME

Es ist in dieser für uns alle neuen Situation nicht immer leicht, die passenden Worte zu finden. Jörg Feldmeier, Lehrer am Heinrich-Heine-Gymnasium, hat es aus unserer Sicht geschafft. Darum möchten wir an dieser Stelle seinen Text, der im Zuge der Schulschließung auf der HHG-Homepage mit dem Titel „Der wahre Wochenplan: die menschliche Hausaufgabe“ veröffentlicht wurde und sich an die Schüler richtet, an dieser Stelle wiedergeben:

„Die kommenden Wochen werden ungewohnt und nicht immer einfach für uns alle sein. Vielleicht kommt es euch derzeit ein bisschen wie Ferien vor, ein wenig wie ein Abenteuer und der eine oder andere wird sich auch garantiert in den kommenden Tagen langweilen und sich insgeheim doch zumindest seine Klasse, wenn nicht auch den Unterricht, zurückwünschen. Momentan wissen wir alle noch nicht, was der Corona-Virus für uns als Gesellschaft bereit hält und wie lange der Zustand der Unsicherheit andauern wird, bevor eine Erleichterung spürbar werden wird.

Zum Glück ist die häusliche Isolation, in der wir uns alle mehr oder minder befinden, bislang keine wirkliche Quarantäne – also eine 40tägige Abgeschiedenheit von jedem Leben. Nicht zuletzt, weil das Internet uns alle verbindet und wir derzeit nicht in einem mittelalterlichen Pesthafen vor Anker liegen. Doch was vor uns liegen wird, wird Herausforderungen und Verzicht mit sich bringen. Klassenfahrten sind bereits ausgefallen, Geburtstage, Urlaube, Firmungen, Partys, sportliche Hobbys und viele weitere Dinge werden folgen. Das Ganze wird für Euch und Eure Familien nicht immer leicht sein.

Daher sollten wir versuchen, diese Herausforderungen nicht nur irgendwie zu meistern, sondern als bessere Gesellschaft und bessere Menschen daraus hervorgehen. Nutzen wir die Gelegenheit doch alle, um im Kreise der engsten Familie näher zusammenzurücken, uns einander zu helfen und die Menschlichkeit wieder mehr in den Vordergrund zu stellen.  Wer kleinere Geschwisterkinder hat, spielt gemeinsam mit ihnen, um die Eltern zu entlasten. Auch die Übernahme von Aufgaben im Haushalt (Spülmaschine ausräumen, saugen, Müll rausbringen etc.) kann euer neuer Wochenplan sein. Nehmt euch vor, euch nicht über alles aufzuregen oder überall das letzte Wort haben zu müssen… Es gibt so viele Möglichkeiten, um das vor uns liegende Miteinander harmonischer zu gestalten und Ärger zu vermeiden. Es heißt doch immer so altklug, wir würden nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen. Wann, wenn nicht jetzt, können wir unter Beweis stellen, dass es jenseits von Mathe, Latein und all den anderen bedeutenden Fächern (deren Aufgaben Ihr selbstverständlich auch noch macht) noch viel entscheidender ist, das „gemeinsame Miteinander“ fürs Leben zu lernen.

Lasst uns alle deswegen jeden Tag mindestens eine gute Tat unternehmen, ohne darum gebeten worden zu sein, eine gute Tat, die uns das gemeinsame Miteinander in den kommenden Wochen erleichtert und Eurem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das ist in meinen Augen der wahre Wochenplan, an dem Ihr wachsen werdet!

Passt auf Euch auf und bleibt gesund!


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