Mittwoch | 12. Februar 2025
 
Mettmann  | 

„Wir lochen einfach mal ein paar Bälle ein“

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Ein Schnupperkurs beim Golfclub Mettmann: Selbstversuch zwischen Hochgefühl und Demut. Mit TME-Video und Fotogalerie.

Golflehrer Tobias Gurek und TME-Redakteur Thomas Reuter. Foto: TME

 

OK. Richtig stellen. Locker bleiben. Nicht in den Armen verkrampfen. Den Blick auf den kleinen weißen Ball gerichtet. Mit Eisen 7 weit ausholen. Den Oberkörper nach links drehen. Dann durchschwingen – bis der Schläger rechts oben verharrt. „Probe.“ Toby lacht. „Das ging eben aber besser.“ Aber wirklich. Und noch mal das gleich Procedere. Und: „Probe“, kommentiere ich wieder. Der weiße Ball liegt immer noch auf dem Tee. Eben noch den Ball auf gut 100 Meter getrieben – und nun das… Wir wollen doch nur eine Bahn mal spielen. Auf der Kurzbahn-Anlage des Golfclubs Mettmann. Golf-Pro Tobias Gurek hat sich meiner angenommen. Schnupperkurse bietet der Club in diesem Jahr verstärkt ein. Ein Selbstversuch – auch in Sachen Demut…

Gurek betreibt die Golfschule Dynamic Golf. Zum Schnuppern bringt der 29-Jährige einen Eimer voller Golfbälle mit und eine Auswahl an Schlägern. „Lass uns einfach beginnen“, sagt er. Das Grün ist kurz gemäht. Er kippt vier, fünf Bälle aus und reicht mit den Putter. „Wir lochen einfach mal ein paar Bälle ein.“ Das sollte nicht schwer sein. Liegen sie doch nah am Loch. Toby gibt ein, zwei Hinweise – vor allem wie der Schläger richtig gegriffen wird. „Würg‘ ihn nicht“, sagt er. Dann geht’s los. Ein bisschen wie Minigolf – denke ich. Klappt ganz gut. „Das wird sich noch ändern“, sagt der Pro – und er sollte Recht behalten.

„Ist schon Sport, oder?“

Vom Einfachen zum Schweren – so entwickelt sich die Schnupperstunde. Erst werden die Bälle auf dem Grün weiter vom Loch entfernt gelegt, dann geht es ins Vorgrün. Dafür wird dann auch der Schläger gewechselt. Das Eisen hat nun eine leichte Neigung. Und der Schlag ändert sich auch. Die Ausholbewegung wird größer. „Und immer durchschwingen, nicht nur drauf hauen“, rät Toby. Wir entfernen uns weiter vom Grün. Der Rasen wird höher, der Gelände unebener, die Herausforderung größer. „Du hast so’n roten Kopf. Ist schon ein Sport, oder?“ Toby schmunzelt. Er kennt die Vorurteile. Mit diesen räumt so ein Schnupperkurs schnell auf. Natürlich ist Golf ein echter Sport, der koordinativ schon eine Menge verlangt.

Standortwechsel. Auf zur Driving Range. Toby Gurek reicht nun das Eisen 7 an. Nun wird all das zusammengeführt, was ich in den vergangenen 45 Minuten so gehört, gesehen und umgesetzt hatte. Nun wird’s komplexer. Der Abschlag. Auf den Wiesen stehen Schilder, die die Meterzahlen anzeigen. Überall liegen abgeschlagene weiße Bälle. Mal nur sieben, acht Meter entfernt, meist aber 40, 50, 60 und mehr Meter weit weg vom Abschlagsplatz.

Klingt kompliziert. Ist kompliziert.

Toby nimmt sich Zeit, den  Bewegungsablauf zu erklären, korrigiert Griff- und Körperhaltung, vollzieht die Ausholbewegung nach. „Wichtig: Du schaust die ganze Zeit auf den Ball, nicht auf den Schläger. Und brich den Schlag nicht ab, wenn du den Ball getroffen hast, sondern schwing komplett durch, bis der Schläger senkrecht wieder oben steht.“ Klingt kompliziert. Ist kompliziert. „Wenn du daneben schlägt, sag einfach, es wäre ein Test gewesen, sag einfach Probe“, merkt er und ergänzt schmunzelnd. „Probe – das Wort hörst du immer wieder auf einer Runde.“

Zwei, drei eher verhaltene Abschläge, dann schwingt’s sich überraschend leichter. Du kriegst ein Gefühl, für einen runden, harmonischen Ablauf. Ein letzter Schlägerwechsel. Die „Big Bertha“. Der Driver hat einen längeren Schläger. „Da musst du dich etwas anders hinstellen“, sagt Toby. Mit einem Zischen rauscht „Big Bertha“ aus den Höhen hinter meiner linken Schulter hinab. Tock. Getroffen. Weiterschwingen. Und nachschauen. Ui. Flieg! „Wer sagt’s denn. Das waren mehr als 80 Meter“, gratuliert der Coach. Und ich muss gestehen, das macht schon Spaß. Und wie gut es klappt. „Dann spielen wir jetzt zum Abschluss ein Loch“, sagt er. Aber gerne!

…und Toby grinst vielsagend

Die Bahn 1 der Kurzbahnanlage beim GC Mettmann ist ein Par 3. Das heißt: In drei Schlägen sollte der Ball eingelocht werden. 123 Meter ist sie lang. „Was glaubst du, mit wie vielen Schlägen, du auf das Grün gelangst?“, fragt Toby. Ich bin optimistisch. „Das sollte in vier Schlägen gelingen.“ Toby grinst vielsagend. Mit dem Eisen 7 soll es geschehen. So der Plan. Und doch fühlt es sich grad ganz anders an. Irgendwie angespannter als eben noch auf der Driving Range. Und tatsächlich schlage ich erst einmal drei Luftlöcher in Folge. „Probe!“ Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt.

Mit Schlag 4 landet der Ball schließlich viel zu weit links im Fairway. Jetzt liegt auch noch ein Sandbunker zwischen mir und dem Grün. Na, prima. Auf Kosten eines Extraschlags umgehe ich diesen, chippe dann den Ball aufs Grün Richtung Loch, loche kurz darauf ein. „Und wie viele Schläge waren es nun?“ Toby weiß es nur zu genau… Einige über Par dürften es gewesen sein. Platzreife sieht doch noch anders aus. Aber es war auch nur ein erster Schnupperkurs.

 

Für den Winter plant Tobias eine Neuerung, einer Erweiterung. „In der Kälte trainiert, zumindest nicht gerne“, sagt er und lächelt wissend. In dem Abschlags- und Trainingshaus seiner Golfschule wird er ein virtuelles Training anbieten. Via App kann der Golfer dann auf verschiedenen Bahnen spielen.

Gurek erläutert die App, die im Winter zum virtuellen Training eingesetzt werden soll.
Gurek erläutert die App, die im Winter zum virtuellen Training eingesetzt werden soll.

Mehr Infos über die verschiedenen Schnupper- und Kursmöglichkeiten beim Golfclub Mettmann und auch Angebote der Golfschule:

www.gc-mettmann.de

 


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