„Wir müssen den Patienten da abholen, wo er steht“
Der Mettmanner Urologe Dr. Philip Spiegelhalder setzt auf Individualität in der Krebsbehandlung. Anlässlich des Weltkrebstages spricht er über Krebsvorsorge und -früherkennung.
Prostatakrebs ist unter Männern die häufigste Krebserkrankung. Jedes Jahr werden in Deutschland ca. 62.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Mit einem Anteil von rund zwölf Prozent steht das Prostatakarzinom an zweiter Stelle der tödlichen Krebserkrankungen – doch bei frühzeitiger Erkennung bestehen gute Therapiemöglichkeiten. Umso wichtiger ist eine gute Vorsorge.
Empfehlung: Jährliche Krebsvorsorge ab 45 Jahren
Ab dem 45. Lebensjahr wird eine jährliche Prostata-Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Bei familiärer Veranlagung mit erhöhtem Tumorrisiko auch häufiger. Dazu zählen Patienten, in deren Familie bereits Erkrankungen wie Brust-, Dickdarm- oder Prostatakrebs aufgetreten sind.
„Die rektale Untersuchung, die auch in der Vorstellung der Patienten noch vorherrscht, tritt immer weiter in den Hintergrund, da es für die Früherkennung überholt ist“, erklärt Dr. Spiegelhalder. „Die Datenlage zeigt, dass am PSA-Wert kein Weg vorbeiführt.“
Die PSA-Untersuchung ist ein Bluttest, welcher die Konzentration eines in der Prostata gebildeten Eiweißes anzeigt. Ein erhöhter Wert kann auf ein Prostatakarzinom hinweisen. Bisher wird die Untersuchung nicht von gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sondern von Ärztinnen und Ärzten als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) abgerechnet. Patienten können mit einem Kostenaufwand von 15 bis 30 Euro rechnen. Der PSA-Wert sollte in einem regelmäßigen Abstand kontrolliert, um eine frühzeitige Diagnose zu gewährleisten.
„Generell empfehlen wir, die Vorsorge bei einem Facharzt zu machen, auch wenn es viele gut ausgebildete Hausärzte gibt“, erklärt Dr. Spiegelhalder. „Das Wichtigste ist aber, überhaupt regelmäßig zu gehen.“
Individuelle Behandlung
Es ist klar: Die Früherkennung sowie die anschließende Behandlung sind so individuell wie der Patient selbst. „Wir müssen die Gesamtsituation des Patienten betrachten“, sagt Dr. Spiegelhalder. „Die Komorbidität, den Patientenwunsch, mögliche funktionelle Einschränkungen, Familienverhältnisse, die Versorgungssituation und berufliche Situation. All das muss in die Therapieentscheidung einfließen. Und das kann keine Online-Suche. Das muss man persönlich mit dem Patienten besprechen.“
Bei einer lebensverändernden Krebserkrankung ist es wichtig, eine fundierte und informierte Entscheidung für eine Behandlung zu treffen. Denn eines ist auffällig, sagt Dr. Spiegelhalder: „Wir stellen fest, dass Patienten, die mit positiver Einstellung in die Therapie starten, bessere Erfolge haben, als wenn sie sich gedrängt fühlen und voller Zweifel sind.“
„Für mich eine Herzensangelegenheit“
Dr. Spiegelhalder engagiert sich neben seiner Arbeit in der Praxis, am Evangelischen Krankenhaus in Mettmann und dem Helios Klinikum Niederberg in Velbert auch für das Zweitmeinungsportal der Uro-GmbH Nordrhein. Über das Portal können sich Patienten sich online von Ärzten beraten lassen – ohne Wartezeiten und von zuhause. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit“, sagt Dr. Spiegelhalder. „Patientenberatung braucht ein starkes wissenschaftliches Fundament, das dem neusten Stand der Forschung entspricht.“
„Wer unabhängig und ohne Agenda ist, gibt die beste Zweitmeinung“, erklärt er. „Denn eine Zweitmeinung kann subjektiv sein: So empfiehlt ein Operationszentrum wahrscheinlich eher eine Operation, ein bestrahlender Arzt eher eine Bestrahlung.“
Auch seinen eigenen Patienten gibt er den Ratschlag, sich stets eine zweite, neutrale Meinung einzuholen. Denn viele Patienten sind nach einer Krebsdiagnose verunsichert und wünschen sich Sicherheit und Empfehlungen.
„Niemand sollte sich aufgrund anekdotischer Empfehlungen eines Familienmitglieds für eine Therapie entscheiden“, sagt der Mettmanner Arzt. „Die Meinungen renommierter Fachärzte sind essenziell.“
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