Dienstag | 16. April 2024
 
Kurz notiert im Neanderland  | 

Drei Trockensommer in Folge machen den Velberter Bäumen zu schaffen

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Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben auch den Velberter Wäldern zugesetzt. Gelitten haben insbesondere Buchen, Eichen und Ahorne. Einige Exemplare sind in der Folge krank und instabil geworden. Dies gefährdet im Waldgebiet Pütterfeld im Stadtbezirk Langenberg die Verkehrssicherheit der umliegenden Bebauung, des angrenzenden Spielplatzes, des Friedhofsgeländes, der Straßen und der Waldwege. Ein neutraler Sachverständiger der Landwirtschaftskammer Westfalen, herangezogen durch die Technischen Betriebe Velbert (TBV),  bekräftigt deren Empfehlungen, dass Bäume zum Schutz von Wald und Mensch gefällt werden müssen.  Ab dem 17. Februar beginnen die Baumfällarbeiten. Diese werden so umsichtig wie möglich gefällt. Teilweise werden mit Hilfe von Baumkletterern Baumkronen abgetragen, um so Biotopstrukturen zu erhalten.

Die Entwicklung ist problematisch – Hitze und Trockenheit in den Sommern 2018, 2019 und 2020 sind für das Absterben von Bäumen verantwortlich. „Der Klimawandel zeigt sich hier vor unserer eigenen Haustür“, so Sven Lindemann, Vorstand der TBV. Mehrere Bäume des alten Laubholzbestandes im Pütterfeld weisen deutliche Vitalitätsverluste auf, denen nicht selten das Absterben ganzer Kronenpartien folgt, so das Gutachten von Antonius Klein. Der Dipl. Forstwirt / Forstassessor von der Landwirtschaftskammer Westfalen wurde als neutraler Sachverständiger von den TBV beauftragt, den Baumbestand im Pütterfeld zu prüfen. Er empfiehlt aufgrund der vorgefundenen Gefahrensituation „eine zeitnahe Durchführung der Hiebmaßnahmen“. Das Ergebnis bestätigt die Einschätzung des zuständigen Leiters des Velberter Forstbetriebes, Peter Tunecke: 23 Bäume an Randgebieten müssen aus Sicherheitsgründen gefällt werden. „Wo sinnvoll, werden wir den Baumstumpf als Biotopbaum erhalten. Wir arbeiten hier mit Baumkletterern. Sie stellen sicher, dass mögliche Höhlen von Tieren weiter genutzt werden können.“ Die Arbeiten starten am 17. Februar und werden voraussichtlich bis Ende Februar andauern.

Gefährdung durch potentiellen Kronen- und Astabbruch

Bei den markierten Bäumen handelt sich um Buchen, Eichen und Ahorne. Deren Instabilität gefährde die Verkehrssicherheit durch zu erwartende Kronen- oder Astabbrüche. Betroffen sind die umliegende Bebauung, der angrenzende Spielplatz, das Friedhofsgelände und Straßen. Auch auf den Waldwegen müsse die Sicherheit der Spaziergänger und Anwohner gewährleistet sein. Die Ahorne zeigen zudem Symptome der Rußrindenkrankheit. Ein Pilzbefall, der zum Absterben der Bäume und anschließend zu einem raschen Verlust der Standfestigkeit führt. Darüber hinaus können die Sporen bei intensivem Kontakt gesundheitliche Probleme verursachen.

Besonders betroffen: alte Bäume

„Die Extreme wie Hitzewellen, Sturm und Dürre machen den Bäumen nachhaltig zu schaffen. Die Folgen treffen uns mit einer enormen Schnelligkeit und Dynamik. Prozesse, die sich früher über Jahre zogen, passieren heute innerhalb weniger Wochen. Auch wenn eine grüne Krone dem Laien suggeriert, dass der Baum gesund ist, so sehen Experten jedoch tieferliegende Probleme“, erläutert Tunecke den Zustand der Bäume. Gerade die alten Bäume seien betroffen. Alte Eichen haben zum Beispiel einen großen Teil ihrer Wurzeln häufig auf einer bestimmten horizontalen Ebene ausgebildet. Dort, wo sich normalerweise Nässe staut. Wenn das Wasser aber plötzlich wegbleibt, können die Bäume sich nicht schnell genug daran anpassen, gegenwärtig ist sogar fehlende Wurzelausbildung erkennbar.

Gutachten: Kein Nachweis für Artengefährdung

Ein großer Teil des Gutachtens nimmt die natur- und artenschutzrechtliche Prüfung ein. Dieses beschäftigt sich mit dort heimischen Vogel- und Fledermausarten und prüft mögliche Quartierbäume. Besonders Augenmerk galt unter anderem Greifvögeln, Schwarz-, Grau- und Mittelspechten sowie der Zwergfledermaus, Braunes Langohr und der Bechsteinfledermaus. Ergebnis dessen ist, dass für derartige Arten keine Nachweise vorliegen bzw. hohe Unsicherheit bezüglich deren Vorkommen im Pütterfeld bestehen. Nichtsdestotrotz soll – wo möglich – zum Wohl der Tiere möglichst viel Totholz im Wald verbleiben. Zusätzliche werden die TBV künstliche Quartiere in Form von Fledermauskästen und sogenannter Massenquartiere im Wald anbringen.

„Beim Pütterfeld sprechen wir von einem Erholungswald. Unser Ziel ist es, diesen zu erhalten und gleichzeitig die Sicherheit für die Randgebiete und für die Waldbesucher zu garantieren. Gerade in der jetzigen Zeit suchen die Velberter die Nähe zur Natur – das freut uns sehr. Umso wichtiger ist es, dass sie dies sicher und ohne Gefährdung tun können“, fasst Lindemann zusammen.


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