Dienstag | 23. April 2024
 
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Verbraucherzentralen im Kreis Mettmann helfen in 2020 mehr als 7300 mal

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Gutscheine statt Geld für ausgefallene Veranstaltungen und Reisen. Vermeintliche schufafreieSofortkredite, die sich als kostenpflichtige Prepaid-Karten erweisen. Online-Bestellungen, die wochenlang unterwegs sind oder gar nicht eintreffen. Und nicht zuletzt einschüchternd auftretende Inkassobüros, die Verbraucher:innen unter Druck setzen.

Das Rechr, die Reise - auch hier hatte die Verbraucherzentrale viel Fragen zu beantworten. Foto: pixabay/Aewk Socha

„Auch wenn wir wegen der Pandemie einige Wochen lang keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren und sind wir per Telefon und E-Mail stets mit Ratsuchenden in Kontakt“, sagen Andreas Nawe und Andreas Adelberger, die Leiter der beiden Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW  Langenfeld und Velbert anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts 2020. Vor allem Auskünfte rund um Verbraucherrechte im Lockdown waren im vergangenen Jahr stark gefragt. „Corona hat auch den Verbrau-cheralltag erheblich verändert. Der Onlinehandel hatte Hochkonjunktur und rief gleichzeitig auch unseriöse Anbieter auf den Plan – oder er erfüllte versprochene Lieferfristen nicht. Unser Service und die rasche Unterstützung für verunsicherte und übervorteilte Menschen standen auf vielerlei Zugangswegen deshalb für uns im Vordergrund. Das Telefon stand nicht mehr still!“

Von laufend aktualisierten Informationen rund um Verbraucherthemen mit Corona-Bezug auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie einer zentralen Hotline profitierten auch die Ratsuchenden des Kreises Mettmann. Rund 2300 Bürger:innen aus dem Kreis nutzen diese zusätzliche Unterstützungsmöglichkeit. „Für Menschen mit Sprachbarrieren und digital weniger affine Personen bleibt ein persönlicher Austausch aber unverzichtbar. Das gilt auch bei komplexen Rechtsproblemen oder sensiblen Finanzfragen”, betonen beide Leiter. Erfreulich sei daher, dass der Kreis Mettmann das Team der Beratungsstelle Velbert durch eine Stellenaufstockung um eine Kraft verstärkt hat und auch die Menschen in Hilden jetzt auf ein neues Beratungsangebot der allgemeinen Beratung zählen können.

1900 mal erfolgreich für Ansprüche eingesetzt

Bei insgesamt rund 1900 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer:innen 2020 mit ihren Teams zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. Rund ein Fünftel der rechtlichen Hilfestellungen erfolgte aufgrund von niedrigen Einkommen dabei entgeltfrei (Sozialklausel). „Vielen Dank für Ihre direkte und kompetente telefonische Beratung im Reiserecht. Wir haben mit Hilfe Ihrer Briefvorlage die Vorauszahlung zurückgefordert und letztlich die Gesamtsumme über 600 Euro erstattet bekommen,“ so bedankte sich zum Beispiel eine Ratsuchende aus Langenfeld. Eine Velberter Familie hatte für eine Ägyptenreise 1758 Euro angezahlt und trotz Stornierung durch den Veranstalter zunächst nicht wiedergesehen. Die Erstattung des Geldes erfolgte erst nach Einschaltung der Verbraucherschützer.

Viele Anfragen rund ums Reisen

Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen rangierten Anfragen rund ums Thema Reisen in der Statistik der Beratungsstellen ganz weit oben. Oft beklagten Betroffene schleppende oder verweigerte Rückzahlungen von Veranstaltern bei Stornierungen sowie das Vertrösten mit Gutscheinen. „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten“ berichtete Andreas Nawe.

Wirtschaftliche Not lockt unseriöse Abzocker an

Eine Rolle Toilettenpapier für 6 Euro, eine „Corona-Pauschale“ bei der Autoreparatur oder mehrere Fälle untergeschobener Aboverträge im Internet mit Kosten von fast 1000 Euro bei der Kreditsuche, gefälschte Internetseiten, Fakeshops und Phishing-Mails – die beiden Leiter konnten von konkreten Beispielen aus ihrer Beratungspraxis berichten. Das Spektrum reichte dabei von „nur“ unseriösen Anbietern mit fragwürdigen Methoden bis hin zu regelrecht kriminellen Geschäften durch Identitätsdiebstahl, fingierten Telefonanrufen und Raub von EC-Kartendaten. „Da blieb manchmal nur noch, die Leute zur Polizei zwecks Anzeige zu schicken“ erklärte Andreas Nawe, der Leiter der Beratungsstelle Langenfeld. Andreas Adelberger ergänzt, dass sich Verbraucherinnen in Not immer wieder auch mit aggressiven Inkassomethoden auseinandersetzen mussten, die hohen psychischen Druck auf Menschen mit wirtschaftlicher Not in der Krise erzeugten – obwohl den Forderungen häufig eine echte Rechtsgrundlage fehlte.

„Mach Dein Passwort stark!“ lautete denn auch die Botschaft einer vom Landeskriminalamt NRW initiierten Kampagne gegen Cyberkriminalität. Gemeinsam mit der Kreispolizeibehörde Mettmann informierten die Teams der beiden Beratungsstellen in Kooperation mit Bildungsträgern mittels Online-Workshops über sichere Passwörter als Schlüssel gegen Datenklau und -missbrauch.

Ärger um verspätete Lieferungen

Aufgrund von Beschwerden besonders in den Blick genommen hat die Verbraucherzentrale aktuell verspätete Lieferungen im Online-Handel. „Was viele nicht wissen: Online-Shops müssen eine konkrete Lieferfrist angeben und diese auch einhalten. Nachträgliche Veränderungen der Lieferfrist aufgrund von Produktions- oder Lieferschwierigkeiten des Händlers müssen Kunde:innen nicht akzeptieren“, erklärt Andreas Adelberger.

Klimafreundlich heizen und Strom erzeugen

Mit hohen Zuschüssen unterstützte der Staat 2020 Hausbesitzer:innen, die ihre alte Ölheizung durch eine klimafreundliche Anlage ersetzten. Thomas Bertram erläuterte, dass die Energieberater im Kreis Online-Vorträge angeboten hätten, in denen beantwortet wurde, ob eine Wärmepumpe, ein Holzpelletkessel oder eine moderne Gasheizung mit ergänzender Solarwärme die richtige Wahl für die eigene Immobilie ist und welche langfristigen Kosten entstehen.

Infos und Tipps zum Müllvermeiden in Langenfeld

Die Umweltberaterin Laura Leuders hat auch 2020 mit vielen Aktivitäten Anstöße für das Vermeiden von Einweg- und Verpackungsmüll gegeben. Informativ und praktisch erfuhren die Langenfelder:innen, welche Alternativen es zu Coffee-to-go-Becher und Styroporboxen gibt. Schwerpunkt war das Thema Wasser trinken ohne Plastikabfall. Unter dem Motto „Bye bye bottle“ wurden die Vorteile von „Kranenberger“ für Klima, Umwelt und den eigenen Geldbeutel herausgestellt.

„Sobald die Infektionslage es erlaubt, werden wir auch wieder Termine für die persönliche Beratung vereinbaren“, erklärt die Regionalleiterin der Verbraucherzentrale NRW, Susanne Voss, anlässlich des Pressegesprächs. Und: „Unter strikter Einhaltung der Hygienevorgaben ist das ein wichtiger Schritt hin zu ‚normalem Verbraucheralltag‘. Auch wenn die vergangenen Monate gezeigt haben, dass die von uns angebotenen digitalen Alternativen sehr gut funktionieren und wir sie auch beibehalten werden, freuen wir uns sehr darauf, die Bürgerinnen und Bürger des Kreises wieder im persönlichen Austausch unserer Beratungsstellen zu unterstützen.“


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