Donnerstag | 25. April 2024
 
Wülfrath  | 

„Brundibár“: Schüler und Lehrer führen Kinderoper auf

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Der Vorverkauf beginnt am kommenden Montag. Vor der Aufführung wird ein Zeitzeuge, der bei den Uraufführungen im KZ Theresienstadt mitgewirkt hat, ins PLH geschaltet.

Das Orchester des Gymnasiums probt für die Aufführung. Foto: SGW

Am Donnerstag, 9. Juni, findet um 18.30 Uhr die Aufführung der Kinderoper „Brundibár“ durch Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums im Paul-Ludowigs-Haus statt – geeignet für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Dauer der Aufführung beträgt ungefähr eine Dreiviertelstunde.

Seit mehr als zehn Jahren schon gelingt es dem ehemaligen Kollegen Klaus-Peter Rex, regelmäßig Zeitzeugen ins Gymnasium einzuladen, deren Vorträge mit immens großem Interesse von der gesamten Schulgemeinde aufgenommen werden. Auch die Aufführung der Oper „Brundibár“ geht auf seine Initiative zurück und dient – ebenso wie die Zeitzeugengespräche – der Aufarbeitung und Vergegenwärtigung der nationalsozialistischen Verbrechen.

Die Oper „Brundibár“ wurde im Ghetto Theresienstadt nahe Prag durch von den Nazis verschleppte Kinder in den Jahren 1943/44 insgesamt 55-mal aufgeführt. Komponiert wurde die Oper bereits 1938 vom Komponisten Hans Krása. Sie sollte ursprünglich von jüdischen Waisenkindern eines Prager Kinderheims aufgeführt werden, doch durch die Deportation Krásas und aller Waisenkinder ins Ghetto war es dazu nicht mehr gekommen.

In Theresienstadt wurde „Brundibár“ mit Genehmigung der nationalsozialistischen Besatzer erneut geprobt und im September 1943 erstmals öffentlich im Ghetto aufgeführt. Die Oper war ein Täuschungsmanöver für die Öffentlichkeit, das den furchtbaren Lebensbedingungen im Ghetto den Anschein einer heilen Welt geben sollte. So ließ man den Schlusschor aus Brundibár einer internationalen Delegation des Roten Kreuzes vorsingen, die nach Theresienstadt gekommen war, um die dortigen Bedingungen zu begutachten. Diese Szene wurde im NS-Propagandafilm „Theresienstadt“ verwendet, der vortäuschen sollte, dass die im Ghetto lebenden Menschen dort glücklich seien. Hans Krása und fast alle Kinder, die an den Aufführungen mitwirkten, wurden kurze Zeit später im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

„Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit dem inzwischen 92-jährigen Zvi Cohen einen Mitwirkenden an den Aufführungen der Kinderoper in Theresienstadt als Zeitzeugen gewinnen konnten, der damals als Mundharmonikaspieler dabei war und uns an diesem Abend live aus Israel zugeschaltet ist“, teilt das Gymnasium mit. Er wird vor Beginn der Aufführung, also ab 18.30 Uhr, etwas zu Brundibár und zum Leben im Ghetto berichten und auf seiner Mundharmonika spielen, bevor dann die eigentliche Aufführung beginnt.

Obwohl es sich bei „Brundibár“ einerseits um von Massenmördern missbrauchte Musik handelt, verdeutlicht ihr Überdauern bis in die heutige Zeit andererseits den Sieg der Menschlichkeit über die Unmenschlichkeiten der Nazis. Die Oper, in der die Geschichte zweier armer Geschwister erzählt wird, die Geld für die Heilung ihrer kranken Mutter auftreiben wollen, hat nämlich genau diese Botschaft: Dass gegen die Macht böser Menschen das bedingungslose Zusammenhalten von Freunden helfe. „Das Gymnasium Wülfrath freut sich, diese Botschaft mit unserer Aufführung weitertragen zu können.“

Einlass ins Paul-Ludowigs-Haus ist ab 17.30 Uhr. Die Eintrittskarten kosten zehn Euro für Erwachsene und fünf Euro für Schülerinnen und Schüler. Der Kartenverkauf findet ab Montag, 23. Mai, an allen regulären Schultagen bis einschließlich Mittwoch, 8. Juni, in der Mensa des Gymnasiums jeweils in den beiden großen Pausen statt. Schulexterne Personen melden sich bei Interesse im Sekretariat (Telefon 3315) an. Sollten noch Karten verfügbar sein, wird es eine Abendkasse ab 17.30 Uhr geben. Für Getränke sowie Speisen in Form kleinerer Snacks wird an dem Abend gesorgt sein.

 


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