Mittwoch | 24. April 2024
 
Wülfrath  | 

Die „schwarze Magie“ aus dem Wasserwerk

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Wie das Trinkwasser aus der Ruhr im Wasserwerk Kettwig für Wülfrath aufbereitet wird: TME hat es sich angeschaut. Auch das Thema Chlorung wurde besprochen.

Ortstermin in Kettwig (v.l.). Dr. Heiko Schell (Geschäftsführer Stadtwerke Wülfrath), Dina Sulewski (Öffentlichkeitsarbeit Stadtwerke Wülfrath), Ramon Steggink (Kommunikation RWW) und Dr. Michael Plath (Leiter der Produktion RWW). Foto: TME

Heute war Weltwassertag. Wasser, insbesondere Trinkwasser, ist im Dorf Wolverothe seit einigen Jahren Thema – seit es nach einem Bakterienbefall gechlort werden muss. Seit diesem Vorfall? Das stimmt nicht ganz. „Wir fügen grundsätzlich und schon immer Chlor hinzu“, sagt Dr. Michael Plath, Leiter der Produktion bei der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW). Denn: Trinkwasser muss immer desinfiziert werden – wird es wie im Fall für Wülfrath  aus Oberflächenwasser gewonnen. Gesetzeslage eben.  Taeglich.ME und Supertipp haben heute vor Ort angeschaut, woher das Wasser kommt, das wir aus den Wasserhähnen in Gläser, Kochtöpfe, Kaffeeautomaten, Badwannen und mehr füllen.

„Wir sind schon überrascht, wie sehr das Thema Chlor in Wülfrath diskutiert wird“, sagt Dr. Heiko Schell, seit Oktober Leiter der Stadtwerke Wülfrath. Er und sein Team haben TME und ST beim Besuch heute im Wasserwerk Kettwig begleitet. „Die Wahrnehmung, dass da Chlor ist, dass es zu schmecken ist und riecht, ist sehr unterschiedlich“, sagt Schell. Dem pflichtet Plath bei: „Die einen können es schmecken, die anderen nicht. Technisch ist der Chlorgehalt gerade noch nachweisbar.“ Weit unter den Grenzwerten also, sei der Wert. Von Gesundheitsgefährdung könne gar keine Rede sein. Er fügt hinzu, dass es im Interesse in jedem Wasserwerk sei, „so wenig Chemie wie möglich einzusetzen, also auch auf Chlor zu verzichten“. Alternativ könne mit einer UV-Anlage desinfiziert werden. Das funktioniere aber in Kettwig nicht – wegen des nötigen Drucks, mit dem das Wasser über 200 Höhenmeter bewegt werden müsse. „Da funktioniert UV einfach nicht.“

Hösel, Velbert, Wülfrath, bisweilen auch Heiligenhaus. RWW bringt das Trinkwasser von der Ruhr nach Niederberg. Zwei Entnahmestellen stehen unweit des Werks an dem Mintarder Weg in Kettwig zur Verfügung – eine direkt in der Staumauer. Dieses „Rohwasser“ aus der Ruhr wird in verschiedenen Stationen im Wasserwerk fit für den Wasserhahn daheim gemacht: aufbereiten und filtern sind angesagt; und das nach dem sogenannten „Mülheimer Verfahren“.

Dr. Plath nimmt sich Zeit, dieses zu erläutern. Das Wasser werde – wenn es im Werk eintreffe – zuerst durch die Flockung geleitet, bevor im nächsten Schritt das Wasser mit Ozon behandelt werde – um früh schwer abbaubare Stoffe aus dem Prozess zu entnehmen. Es folgen die Mehrschicht- und Aktivkohlefilter, die das Wasser restlich reinigen. Kohlefilter, sagt Produktionsleiter Plath – und holt aus –  „das ist schwarze Magie.“ In den Augen über der Maske ist sein Lächeln zu erkennen. Aktivkohle mache das Wasser so sauber, dass es an die Kunden geliefert werden könne. Was aber da noch nicht passiert. Denn das Wasser kommt erst noch in die „Badewanne“.

Diese „Badwanne“ ist ein unterirdisches Feld – runter bis auf Fels, geschützt vor Grundwasser und äußeren Einflüssen, das sich am Wasserwerk hinter Tauben-Romantik und Ruhr-Seligkeit ausbreitet unterhalb grüner Auen. 50.000 Kubikmeter Wasser werden dort gespeichert, bis diese mit einem Druck von 26 Bar und mehr über entsprechende Anlagen nach Niederberg in die Höhen gepumpt werden. Der Unterschied zum „Mülheimer System“, wie Plath erklärt: „Da geht das Wasser vor den Filteranlagen erst ins Feld.“

Etwa 140.000 Menschen in der Region versorgt das Kettwiger Wasserwerk. Das sind vor allem Velbert und Wülfrath, Teile Ratingens und bei Bedarf auch Heiligenhaus.  Dass das Trinkwasser immer wieder untersucht werde, streicht RWW-Wassers heraus. „Unser Trinkwasser wird so streng und regelmäßig kontrolliert wie kein anderes Lebensmittel“, betont RWW-Geschäftsführer Franz-Josef Schulte. Es sei schließlich das Lebensmittel Nummer 1.

Dieses wert zu schätzen, sagt Schulte, sei wichtig. Er verweist auf die trockenen Sommer seit mindestens 2018. Da habe man in Engpässen gespürt, dass Wasser einmal rar werden könnte. Wenngleich Ramon Steggink, RWW-Pressechef, unterstreicht:  „Wasser ist genug da!“

Aktuell werde in der Stunde 600 Kubikmeter Wasser „angefragt“, schildern die RWW. In der Spitze sind es 1600 Kubikmeter. Im Sommer, merken Plath und Co mit sorgenvoller Mine an, müsse auf diese Entnahmespitzen schon genau geschaut werden, „auf die fünf, zehn Minuten am Abend, wenn alle ihre Schläuche in den Garten halten“, so Dr. Plath. Sein Vorschlag: „Morgens gießen.“ Das entspanne die Situation.

„Insgesamt“, betont Plath, „ist unser Trinkwasser, wie es aus der Leitung kommt, von höchster Qualität.“ Das Wasser müsse gar nicht weiter behandelt werden. Nicht für den Kaffee, nicht fürs Duschen, nicht für das Nudelwasser, nicht für den Wasser-Sprudler…

Mehr Infos unter www.rww.de.


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