Montag | 29. April 2024
 
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Fußball | ASV will unter den Top 4 landen

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Das TME-Interview mit Trainer Daniele Varveri zur Hinrunde.

Daniele Varveri (rechts) verlässt den Verein im Sommer / Foto TME

Üblicherweise folgt am Jahresende die Analyse der Hinrunde. Da aufgrund der Entwicklung in der Pandemie völlig offen ist, ob die Saison nun erstmals nach drei Jahren wieder ordnungsgemäß beendet werden kann, behielt sich TME bis zum ersten Testspiel im Winter ein Gespräch über die erste Saisonhälfte vor, unterhielt sich dann am Sonntag mit ASV-Trainer Daniele Varveri. Anders als in der vergangenen Saison kam der Bezirksligist nie wirklich ins Rollen und beendete die Hinrunde auf dem siebten Tabellenplatz, auf dem die Abstiegszone mit sechs Punkten Vorsprung näher ist als ein Platz unter den Top 3 mit sieben Punkten Rückstand, vom Aufstiegsplatz ganz zu schweigen.

TME: Hallo Daniele, wie lange hast du nach dem letzten Meisterschaftsspiel abgeschaltet, um mal ganz den Kopf vom Fußball freizubekommen?

Daniele: Eigentlich gar nicht lange. Wir haben ziemlich schnell mit der Planung angefangen und uns früh wieder getroffen mit dem Vorstand und mit neuen Spielern. Von Abschalten kann da gar nicht die Rede sein.

TME: Für wie realistisch hälst du es aktuell, dass am 19. Juni die Saison ordnungsgemäß beendet wird?

Daniele: Keine Ahnung, das ist schwierig zu sagen. Ich denke, in drei bis fünf Wochen ist die Spitze erreicht und dann wird es wieder abflachen. Ich hoffe auf einen pünktlichen Rückrundenstart.

TME: Ich bin kein Freund von suggestiven Fragen, aber mit dem bisherigen Abschneiden dürftest du und der Verein nicht glücklich sein.

Daniele: Damit ist natürlich keiner glücklich. Wir haben viel analysiert und sind mit keiner Teilbilanz zufrieden. Mit der Heimbilanz können wir mit viel Wohlwollen bei zwei Niederlagen unter unglücklichen Umständen vielleicht noch leben.

TME: Du hast öfter betont, dass du als Trainer die Verantwortung für den schwachen Verlauf zu übernehmen hast. Jetzt wurde schon den Vertrag verlängert. Stand das überhaupt großartig zur Diskussion?

Daniele: Ich muss sagen, das war sehr löblich vom Verein und eine große Geste, jetzt schon auf mich zuzugehen. Das Vertrauen will ich zurückgeben. Trotzdem habe ich als Trainer natürlich die Verantwortung für das Abschneiden.

TME: Wie läuft es mit deiner persönlichen Weiterbildung im Trainerwesen?

Daniele: Ich bin berechtigt für die A-Lizenz. Allerdings gibt es vom DFB ein neues Punktesystem, was mich derzeit an einer Teilnahme hindert. Da legt der DFB den Privatpersonen leider viele Steine in den Weg, es ist alles mehr auf die Nachwuchsleistungszentren zugeschnitten.

TME: Ich habe drei Thesen aufgestellt, warum es in der Hinrunde viel schlechter gelaufen sein könnte als 2020. Bitte kommentiere diese. Die wohl offensichtlichste zuerst: Wenn am dritten Spieltag in Sonnborn das 3:1 fällt, dann läuft die Saison ganz anders und man holt gerade auswärts sechs, sieben Punkte mehr.

Daniele: Ja, das stimmt. Sonnborn war das erste Fahrstuhlspiel so früh in der Saison. Danach hatten wir in drei Spielen nur drei Punkte geholt.

TME: These 2: Der Abgang von Shogo Tabata konnte sportlich nicht kompensiert werden. Nehmen wir das Wort Abgang zudem auch wörtlich, die Art und Weise hat einen Riss im Zusammenhalt hinterlassen.

Daniele: Ob das zum Riss geführt hat, weiß ich nicht. Aber der Abgang war schon unglücklich. Er war unter Druck ruhig und unbestritten ein Führungsspieler. Sportlich konnten wir ihn aber mit Daniel Rehag ersetzen.

TME: These 3: Der Abwärtstrend begann schon am zweiten Spieltag, wo man zuerst noch von einem schlechten Tag redete. Mit der roten Karte gegen Mohammad Sreij wegen Nachtretens Mitte der ersten Halbzeit litt der Teamgeist.

Daniele: Das Spiel hatte ich damals noch als Dämpfer angesehen. Aber es war danach allen klar, dass wir verwundbar sind. So ein Spiel hätten wir vorher noch irgendwie gewonnen, aber mit der Undiszipliniertheit hatten wir uns geschwächt, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison.

TME: Was waren ansonsten die größten Probleme?

Daniele: Man muss sagen, wir haben uns intern zu viel im Weg gestanden. 80% haben wir vielleicht selbst verbockt und bei 20% Pech gehabt, wenn zum Beispiel Spieler mehrere Wochen in Quarantäne mussten. Es ist fast alles schief gelaufen, was schief laufen konnte.

TME: Welche Dinge und Erlebnisse aus der Hinrunde würdest du in eine Top 3 kategorisieren und welche zu den drei schlechtesten Erfahrungen?

Daniele: Das ist schwierig, da will ich in beide Richtungen nichts hervorheben. Das Team sollte allgemein immer im Vordergrund stehen, da will ich nicht weiter drauf eingehen.

TME: Auf welchen Positionen hättest du den Kader gerne breiter aufgestellt?

Daniele: Aktuell haben wir ein Stürmerproblem. Wir haben zwei Angreifer verloren, da sollten wir nachbessern. Das haben wir auf der linken Verteidigerposition erfolgreich gemacht.

TME: Diese Woche kam die Nachricht auf, dass Christian Schuh aufgrund zu hohen Aufwandes bei Oberligist Schwarz-Weiß Essen aufhört. Er wohnt hier ziemlich in der Nähe. War oder ist eine Rückholung des Stürmers ein Thema?

Daniele: Das war nie ein Thema. Wir haben es wahrgenommen, uns aber nicht mit beschäftigt.

TME: Was ist in der Rückrunde noch möglich? Bis auf Frintrop scheint keine Mannschaft wirklich durchgehend stabile Ergebnisse zu erzielen.

Daniele: Wir haben am Mittwoch über die Ziele gesprochen. Wir wollen uns in allen Parametern verbessern, um am Ende besser dazustehen. Wir wollen unter den besten drei, vier landen und vor allem den Niederrheinpokal erreichen.

TME: Hättest du es für möglich gehalten, dass eine Mannschaft mit zwölf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze überwintern kann?

Daniele: Nein, niemals. Ich habe gedacht, es wird eine enge Liga und habe auch vermutet, dass Frintrop mal einbricht. Aber sie haben mich Lügen gestraft, davor muss man auch den Hut ziehen.

TME: Für den Fall, dass die Mannschaft nicht gut in die Rückrunde startet: Hast du dir auch mal Gedanken um den Abstiegskampf gemacht? Wäre die Mannschaft für so etwas gewappnet? Da sind immerhin ganz andere Eigenschaften notwendig als in einem Meisterschaftsrennen.

Daniele: Das müssen wir leider. Direkt zum Beginn geht es gegen Ayyildiz. Das wird richtungsweisend. Wir könnten dann unten reingezogen werden. Das müssen wir unbedingt verhindern und uns von unten lösen. Das wird direkt eine ganz wichtige Standortbestimmung.

TME: Es gibt mit Alessio Falco, Uras Acici und Hristijan Karanfilovski drei Neuzugänge, wobei Letzterer ja schon mehrere Jahre beim ASV gespielt hatte. Aufgrund Unzuverlässigkeiten hattet ihr euch von ihm getrennt. Wie kam es dann zu der Verpflichtung?

Daniele: Er hatte sich indirekt angeboten. Er war lange hier und fühlte sich immer wohl. Wir haben über eine Stunde miteinander geredet und ihm die Regeln aufgezeigt. Er zeigte Reue und wir haben uns dazu entschlossen, ihm eine zweite Chance zu geben. Sportlich hat er auf jeden Fall die Qualitäten.

TME: Ist die Mannschaft nun besser und und vor allem stabiler aufgestellt?

Daniele: Das ist unser allererstes Ziel, das zu beweisen. Wir müssen mehr Stabilität ins Team bringen. Das ist die wichtigste Aufgabe.

TME: Wie lange kannst du dir einen Verbleib als Trainer hier vorstellen? Was muss erreicht werden, damit du hier noch einige Jahre bleibst?

Daniele: Ich bin hierhin gekommen mit dem mittelfristigen Ziel, den Verein in die Landesliga zu führen. Der Verein weiß, dass ich ambitioniert bin und will den Weg mitgehen. Daran glaube ich und ich fühle mich auch hier sehr wohl.

TME: Zum Abschluss noch eine Frage zu dem, was ich in Gesprächen mit den Spielern immer wieder höre: Diese schwärmen ja immer von deiner Aufarbeitung und persönlicher individuellen Analyse und Vorbereitung für jeden einzelnen. Hast du dieses System selbst entwickelt, wird das auf den Lehrgängen empfohlen oder hast du da einen anderen Trainer als Vorbild?

Daniele: Als Spieler habe ich so etwas nicht gehabt, das war damals auch nicht so möglich. Das Konzept habe ich selbst entwickelt und entwickel es immer weiter, auch unter Mithilfe vom Trainerteam und der sportlichen Leitung. Man entfaltet sich regelrecht selbst, das macht Spaß. So bleibt man selbst immer modern.

TME: Danke für deine Zeit!

 

Was sagt der Vorstand zum Abschneiden der ersten Mannschaft? Cihan Yilmaz dazu: „Wir hatten viel Pech gehabt, ich kann da einige Spiele aufzählen. Mit der Arbeit des Trainers sind wir glücklich, von der Leistung einiger Spieler eher enttäuscht. Positiv überrascht hat uns Daniel Rehag. Wir freuen uns über die Vertragsverlängerung und jetzt schon auf die neue Saison.“ Klaus Remus berichtet: „Wir waren schon seit dem Ende der Hinrunde an der Verlängerung dran. Daniele hatte den Vorstand zum Essen eingeladen. Das zeigte, dass alle miteinander zufrieden sind. Wir schätzen seine Offenheit, Mitarbeit und auch Spontanität, wenn diese erforderlich ist.“

Das heutige erste Testspiel gegen den Kreisligisten SSV 07 Sudberg gewann der ASV mit 3:1 (0:0). Nach einer torlosen ersten Halbzeit gelang Steven Winterfeld ein schneller Doppelpack, dem Anschlusstreffer (75.) antwortete Devin Lüdecke mit einem Fernschuss in den Winkel.

Die weiteren Testspieltermine: SV Hösel (auswärts, 23.01.), Sportfreunde Baumberg II (heim, 30.01.), VfB Solingen (heim, 02.02.), SG Unterrath (auswärts, 06.02.), Rather SV (heim, 13.02.), 1.FC Wülfrath (auswärts, 19.02.)

Zugänge: Hristijan Karanfilovski (Abwehr, SG Unterrath, von 2017 bis 2020 bereits in Mettmann), Alessio Falco (Mittelfeld, von Union Velbert), Uras Acici (Blau-Gelb Überruhr, Bruder von Utku Acici)

Abgänge: Giuseppe Sparacio , Marouan Raouah, Amine Etarabti (alle Union Velbert), Antonio Scursuni-Cantarella ( SV Heckinghausen), Andre Faassen (FC Mettmann 08)


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